Gelbe Karte!

Auszug aus dem Buch: Was bei mir wirklich hängen blieb … Erinnerungen an die Schulzeit.

Buchverlag „Edition Knurrhahn“.

Von Thomas Rüger.

 

Für erstaunlich viele Schüler war es durchaus eine interessante Herausforderung, durch bestimmte Leistungen in den Leichtathletikdisziplinen Laufen, Werfen und Springen bei den Bundesjugendspielen – aufgeschlüsselt nach einem komplexen Punktesystem – eine Sieger- oder gar eine Ehrenurkunde zu erkämpfen.

Und meine Lehrkraft für Leibesertüchtigung hatte den Ehrgeiz, dass alle Schüler erfolgreich mit einer Urkunde abscheiden würden.

Nachdem ich im Vorjahr wegen drei fehlender Punkte keine Urkunde zugesprochen bekommen hatte, wollte ich es nun im Folgejahr wissen. Mit einem Mitschüler wettete ich, wer am wenigsten Punkte ergattern würde.

Nach zwei Disziplinen lag ich punktemäßig deutlich vorne, was gemäß unserer Wette bedeutete, dass ich deutlich hinten lag. Wie konnte ich beim abschließenden Werfen des Schleuderballs diese kuriose Wette doch noch für mich entscheiden?

Spontan beschloss ich, den Ball nach hinten zu werfen.

Nach erfolgter Tat raste die Lehrkraft für Leibesertüchtigung auf mich zu, schrie mich an und nestelte dabei aufgeregt an der Brusttasche.
Etwas Gelbes schimmerte plötzlich hervor.

Es sollte, zumindest in meiner eigenen Wahrnehmung, das erste Mal gewesen sein, dass ein Schüler eine Verwarnung in Form einer gelben Karte ausgesprochen bekam.

Auf diese Weise bekam ein sportlich bestenfalls mittelmäßiger Schüler zumindest für einen Tag enorm viel Anerkennung und Zuspruch seiner Mitschüler.