Ich hatte ein gutes Leben. Eine gemütliche und große Wohnung, in der ich glücklich war. Alles war stabil und klar. Jeder Tag war ohne Eile und Aufregung geplant. Am Tag vor Kriegsbeginn war mein Geburtstag, den ich nie vergessen werde, denn da kamen alle Menschen, die mir am Herzen lagen.
Am Morgen des 24. Februar 2022 um 4:20 Uhr gab es eine Explosion. Sehr laut. Mein erster Gedanke: Ein Feuerwerk? So früh? Ich blieb im Bett.
Um 5:00 Uhr gab es einen weiteren großen Knall, und mir wurde klar, dass es sich nicht nach Feuerwerk anhörte. Dann schrieb ich meinem Freund, der zu diesem Zeitpunkt seit 2014 im Donbass kämpfte, eine SMS. Ich schrieb ihm: "Serjoga, wir haben hier einige Explosionen, weißt du, was das ist?" Und er antwortete mir: "Yana, es ist Krieg! Nimm alle deine Leute und geh in den Schutzraum!“
Dann war für mich alles nur noch verschwommen. Wir zählten die Tage. Und wussten nicht, ob wir ein Morgen haben würden.
Wir beschlossen zu gehen, als die Explosionen sehr nahe waren und unsere Psyche es nicht mehr aushielt. Ich wollte schreien und weinen, aber wir mussten uns beherrschen, um die Kinder nicht zu erschrecken.
Das Schicksal liebt mich und hat mich mit meinen Mädchen und meiner Katze zu Ilona gebracht. Und jeden Tag danke ich dem Universum dafür. Ilona und ihr wundervoller Mann gaben uns Schutz und ihre Liebe. In ihrem schönen Zuhause haben wir schnell wieder Kraft geschöpft.
Eines Morgens fragte mich Ilona bei einer Tasse Tee, was mich antreibt, und ich erzählte ihr, dass ich Praktiken ausübe, die mich beleben und die mir meine spirituellen Lehrer beigebracht hatten. Und sie fragte mich, ob ich anderen Frauen helfen könnte, die nicht wissen, wie sie sich selbst helfen können. Ich sagte, dass ich es versuchen könnte und dass ich gut darin sei.
Ilona Christl und der AWO bin ich sehr dankbar für die Möglichkeit, das Potenzial meiner Seele zu erschließen und ein ehrenamtliches Angebot zur Resilienzförderung zu bieten.
Heimat ist dort, wo man ist.
Yana Shyriaieva, 2024