Mein Leben – ich sage immer wieder danke
Ich sitze hier auf meinem lauschigen kleinen Balkon und sinniere über mein Leben nach.
Nachdem ich die Einträge von Flucht und Entbehrungen in diesem Blog gelesen habe, werden meine Gedanken nur bestätigt, es geht mir gut – Danke!
Meine Eltern waren beide berufstätig und so bin ich in meiner Kindheit bei meinen Großeltern in einfachen, heute würde man sagen primitiven, Verhältnissen aufgewachsen.
Ich erinnere mich gerne daran, heute würde ich als Erwachsene nicht mehr so leben wollen – Danke für all die Bequemlichkeiten, die uns das Leben heute erleichtern.
Per Schicksal (oder war es Zufall?) bin ich mit meinen jungen 14 Jahren bei der „Deutschen Bundesbahn“ gelandet. Die Ausbildung machte Spaß, ich lernte meinen Mann kennen und habe im Laufe meines Berufslebens immer nette Kollegen/innen und Vorgesetzte gehabt, mit denen ich zum Teil heute noch Kontakt habe.
Mit 20 habe ich meinen Bruno geheiratet, mit dem ich 43 Jahre verheiratet war, und den ich letztes Jahr ganz plötzlich verloren habe – Danke, dass ich Zuhause war und ihn in seiner letzten Stunde begleiten durfte.
In diesen 43 Jahren haben wir zusammen Höhen und Tiefen überwunden.
Es begann mit der Geburt unserer Tochter, die nicht ganz einfach war und über die ich eine eigene kleine Geschichte schreiben könnte. Aber trotzdem erinnere ich mich gerne daran, es war ein besonderer Tag. Ich hatte eine kleine Tochter, die an Sylvester geboren wurde. Die kleine Geburtsklinik lag auf der Anhöhe von Stuttgart und ich wurde mit einem tollen Feuerwerk bei sternenklarer Nacht und Ausblick über die Stadt belohnt.
Mit drei Jahren wurde bei ihr Mukoviszidose diagnostiziert und uns wurde gesagt, dass sie wohl das 16. Lebensjahr nicht erreichen würde.
Über das Heranwachsen unseres Mädels mit Muko könnte ich fast ein Buch schreiben, Arztbesuche, Klinikaufenthalte, Physiotherapien usw. gehörten zu unserem Leben und oft hatten wir die Befürchtung, dass sie es nicht schafft. Heute ist sie 42 Jahre alt und es geht ihr gut. – Danke!
Ich hatte gerade wieder angefangen, in Teilzeit zu arbeiten; das Töchterchen ging in die 1. Klasse, - da erkrankte mein Bruno an Lympfdrüsenkrebs (Morbus Hodkin).
Ich habe die Situation damals nur bewältigt, weil ich in der Nachbarschaft gut vernetzt war. Danke allen, die mich damals unterstützt haben.
Und Danke an all die Klinikmitarbeiter, Forschungs- und Pharmafirmen, ohne die ich meine Liebsten schon vor Jahren verloren hätte.
Ich stieg dann wieder in die Ganztagsarbeit ein und meine Abteilung wurde wieder einmal umstrukturiert. Mein Arbeitsplatz wurde von Stuttgart nach Karlsruhe verlegt und es begann das Pendeln mit einer Fahrzeit von 1,5 Stunden pro Strecke.
Mit den Wegen zum Bahnhof und Büro kamen gut 12 – 13 Stunden am Tag zusammen, an denen ich unterwegs war. Zudem wurde meine Mutter pflegebedürftig und zog in ein Pflegeheim in ihrer Heimatstadt. Somit war ich dann auch öfters an den Wochenenden im Zug zu ihr unterwegs. Leider war sie eine etwas schwierige Frau, mit der meine Familie nicht zurechtkam. Meine Versuche, auszugleichen und es allen recht zu machen, brachte mich oft an meine Grenzen.
Ein ganz dickes Danke an meinen Grummelbär, der mich immer tatkräftig unterstützt hat und sehr viel Geduld für mich aufgebracht hat.
2011 wurde mein Arbeitsplatz nach München verlegt und wir hatten das Glück, in Nürnberg wohnen zu können. Mein Bruno war im Vorruhestand, meine Tochter lebte mit ihrem damaligen Freund in Nürnberg, und so passte es wieder einmal für uns.
An das Pendeln hatte ich mich gewöhnt. Nach München zu fahren, war um einiges angenehmer als nach Karlsruhe: Kein Umsteigen und etwas mehr Komfort im ICE. Ich arbeitete wieder in einem netten Team, mein Bruno unterstützte mich weiterhin und unserem Mädel ging es auf Grund eines neuen Medikamentes gesundheitlich wieder besser.
Mein Mann war inzwischen gesundheitlich sehr angeschlagen. Da wir gemeinsam noch eine schöne Zeit miteinander verbringen wollten, hatte ich beschlossen, meine Berufstätigkeit mit 63 Jahren zu beenden.
Dann hat das Schicksal zugeschlagen: Mein Vorruhestand war genehmigt und kurz darauf ist mein Bruno verstorben.
Coronabedingt habe ich mich dann längere Zeit zurückgezogen und bin für mich alleine geblieben. Dass dies nicht für immer so sein sollte, war für mich klar, ich musste wieder unter Menschen.
Meine Tochter schickte mir einen link von „nebenan.de“ und ich entdeckte darin den Spielenachmittag der AWO. - Das ist es, da gehe ich mal hin!... war mein erster Gedanke – und es war die richtige Entscheidung!
Hier bei der AWO habe ich lauter nette Menschen kennengelernt, es ist immer etwas geboten und es wird nicht langweilig.
Jetzt hat der Zufall wieder positiv bei mir zugeschlagen. In unserem Mietshaus ist direkt über mir eine kleine Wohnung frei geworden und meine Vermieterin hat sofort an mich gedacht.
Ich konnte mich verkleinern, und seit 1. September gehört die schnuckelige kleine Wohnung mir.
Alles läuft rund, das Leben ist ein Geben und Nehmen. Ich habe vieles verschenkt und habe auch vieles wieder zurückbekommen.
Ein ganz dickes Danke an alle, die mir in meinem Umzugsprojekt mit Rat und Tat zur Seite gestanden sind.
Mein Lebensmotto „Alles was Du aussendest, kommt irgendwann zu dir zurück“ bewahrheitet sich immer wieder.