Wie es ist, weit weg zu ziehen

von Anonym

Zur Autorin (38 Jahre): Systemische Lebensberaterin, Erzieherin und Kindergartenleitung aus Zimbabwe schildert in diesem kleinen Text ihren zweiten großen Umzug von Südafrika in die Arabischen Emirate.
Sie wuchs in Zimbabwe auf und wurde jung Mutter. Mit 18 Jahren zog sie alleine mit ihrem acht Monate alten Sohn nach Kapstadt. Sie arbeitete zunächst als Putzfrau und machte später eine Ausbildung zur Erzieherin, mit einer Freundin gründete sie Rosy Cave, einen Waldorf Kindergarten, den sie über acht Jahre leitete, vor einem Jahr zog sie nach Dubai.
Ich (Johanna Gärtner) durfte ihren Text übersetzen. Es ist nur ein kleiner Teil dessen, was sie alles erlebt hat, aber er beschreibt sehr bildlich, wie es ist woanders hinzuziehen.

Wie es ist, weit weg zu ziehen


Wo fange ich an mit der positiven oder negativen Seite dieses Themas?
Von einem Land in das andere umzuziehen ist kein Spaziergang, ich mache es zum zweiten Mal in meinem Leben und dieses Mal spüre ich all die Emotionen, die Traurigkeit und Einsamkeit, die damit einhergehen. Das erste Mal war vor über siebzehn Jahren, als ich mit meinem damals acht Monate alten Baby von Zimbabwe nach Südafrika gezogen bin. Für eine junge Mutter, wie ich es damals war, war es ein aufregendes Abenteuer, denn das Ziel war, meinem Jungen eine bessere Zukunft zu ermöglichen und mir und meiner Familie zu beweisen, dass ich dieses „Mutter-Ding“ mit allem, was ich hatte, durchziehen kann.
Aber damals war es anders, ich hatte Familie, ich lebte drei Jahre mit meinem verstorbenen Bruder zusammen, bis ich an einen Ort gezogen bin, den ich meine zweite Heimat nenne: Muizenberg (Südafrika)


Heute befinde ich mich in Dubai, einem Traumort für viele Menschen auf der ganzen Welt. Das erste Mal an diesem Ort anzukommen war aufregend!
Wenn ich die hohen Gebäude sehe, die Bauart dieser Gebäude, die vielen Lichter, erwähne ich diesen Teil wegen der täglichen landesweiten Stromabschaltungen des Landes (Zimbabwe, Anmerkung der Übersetzerin) aus dem ich komme.
Dieses Gefühl der Aufregung hielt nicht lange an. Ich war an einem neuen Ort, einer neuen Umgebung, einer neuen Kultur, mit neuen Gesetzen, das Komische dabei war, herauszufinden, dass ich für das Kauen von Kaugummi im Bus oder Zug eine Geldstrafe bekommen könnte.
Wie auch immer, zu all der Hitze, ich bin in einem heißen Land geboren, aber es ist nichts im Vergleich zur Wüste. Weißt du, wie faul du dich an einem normalen heißen Tag fühlst? Stell Dir vor, 40 Grad und mehr, wären normal.


Ich fing an, mein Zuhause zu vermissen, ich fing an, meinen Sohn, meine Familie und meine Freunde zu vermissen. Ich vermisste vertraute Gesichter, das warme Lächeln und die Umarmungen, die tiefen bedeutungsvollen Gespräche, die ich früher hatte. Ich vermisse es, mit meinem Jungen zu reden und ihn zu ärgern.
Ich vermisse es, wie ich in Muizenberg (Ort bei Kapstadt, Anmerkung der Übersetzerin) herumgehen und mit Umarmungen und Lächeln begrüßt wurde. Ich vermisse es, wie kein Tag verging, ohne ein Kind zu treffen, das ich unterrichtet habe. Sie rannten auf mich zu und sagten aufgeregt:  Lehrerin Linah und erzählten mir Geschichten.
Ich vermisse es, jederzeit bei meiner Freundin in der Dartmouth Road (Straßen in Muizenberg, Anm.der Übersetzerin) vorbeizuschauen, wo mir ihre Kinder ihre Kunstwerke zeigen, die sie gemacht haben.


Egal ob Dover Road, Scarborough Road oder Palmer Road, in jeder Straße, die ich besuchte, es erwartete mich immer etwas Besonderes. Als ich zur Craig Road in Lakeside ging, wusste ich, dass es dort  immer etwas zum Lachen geben würden, dieses Gefühl, zu Hause zu sein und einfach ich selbst zu sein, wie es mein Kind dort tut. Diese Spaziergänge am Strand, mit lieben Freunden auf dem Boyes Drive, die Aussicht auf die Berge, die ich meiner Meinung nach nie genug geschätzt habe. (…)  Diese Kaffee- und Frühstückstreffen mit lieben Freunden. Die kostenlosen Kaffees, die ich hier und da bekommen habe.  (…)


Länder zu wechseln ist kein Kinderspiel, ich betrachte diese Reise jetzt anders. Es bedeutet, ins Unbekannte zu treten, aufzuwachsen und zu lernen, sich in einer anderen Umgebung anzupassen. Es ist auch eine Lektion darüber, wie Du mit all diesen Emotionen umgehst, wenn sie an die Oberfläche kommen.
Sich von Familie und Freunden zu entfernen ist mutig. Ich betrachte Menschen, die entweder aus Liebe, wegen der Arbeit oder wegen eine Neustarts umgezogen sind, jetzt mit noch mehr Respekt und Mitgefühl.

Und der Original Text:

So where do I start on the upside of this topic or the downside?

Moving Countries is not a walk in park you all, I find myself doing this for the second time in my life and this time around I feel all the emotions the sadness and Loneliness that come with it. The first time was 17years ago when I moved to South Africa with my then 8 months old baby. For a young mother like I was back then, It was an exciting adventure because the purpose was to give my boy a better future, And to prove to myself and my family that I can do this mothering thing with all I had.
But It was different back then, I had family,I lived with my late brother for 3 years. Before I moved to a place I call my second home Muizenberg.


Today I find myself in Dubai, A dream place to a lot of people around the world. Arriving in this place for the first time was exciting! Seeing the tall buildings,the designs of these buildings, The lights, I mention this part because of load shedding were I come from. This feeling of excitement didn't last long. I was in a new place, New environment, New cultures. New laws, the funny one of these was finding out that I could get fined for chewing gum on the bus or train.
Anyway after all that came the heat, I was born in a hot country but it is nothing compared to the desert. You know how lazy you feel on a normal hot day? Imagine 40+ degrees being normal.
I started to miss home, I started to miss my son, my family and my friends. I missed familiar faces, the warm smiles and hugs, the deep meaningful conversations that I used to have.


I miss talking to my boy and teasing him. I miss how I could go around Muizenberg and be greeted with hugs and smiles. I miss how a day would not go by without bumping into a child I taught and they would run up to me and say teacher Linah with excitement and tell me stories. Today I remember my dear friend's children in Holland road running to me in their driveway with smiles sometimes screaming my name to come and hug me. I miss popping in at anytime at my friend's place in Dartmouth road forna catch up and her children would be happy to show me their crafts that they had made, and share stories with me. Every street I went to be it Dover road, Scaboro road, Palmer road there was always something special waiting. Going up to Craig road in Lakeside, I knew they would always be something to laugh about, that feeling of being at home and just being myself like my child does there. Those walks on the beach, with dear friends on Boyes drive, The views of the Mountains that I feel I never really appreciated enough. The nights of laughter, humour and sarcasm with that one friend. Hanging out or bumping into my dear ladies from the stokvel. Going up to Glencain to have conversations on my friend's deck over a glass of something. Those coffee and breakfast meet ups with dear friends. The free coffees that I could get here and there. Even going to Capricorn was fun as I was always guaranteed a good laugh.
I miss those Sundays services at His Grace Family Church, A place were my spirit was uplifted.


Moving countries is not a piece of cake, I am looking at this journey differently now, It is stepping into the unknown,growing up and learning to adjust in a different environment. It is also a lesson on how you deal with all these emotions when they come up to the surface. Moving away from family and friends is Brave. I look at people who have moved either for love, work or a brand new start with respect and compassion now.
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