Zuversicht

von Christine Kemmsies

Zuversicht                                         

Es war einmal eine große Familie, - naja, eigentlich keine Familie, eher eine Gruppe Erdenmenschen, die zusammenfanden, sich größtenteils recht gut verstanden, gleiche Schicksale teilten und voneinander lernen konnten -auf jeden Fall: Waren sie im Respekt füreinander mit oft gleichen Wunden miteinander verbunden. Doch was ist schon von Dauer, in hektischen Zeiten, auf stürmischer See? „Eben nix“ rief einer von ihnen – ein anderer: „Da hast Du Recht. Nicht mal über das diesjährige Weihnachtsfest können wir noch zusammenbleiben. Wir werden getrennt. Zumindest viele von uns. „Das will ich aber nicht“ jammerte eine weitere von ihnen und eine andere, „es heißt doch immer „alles hat seine Zeit“ – steht schon in der Bibel, glaube ich, aber: kann ich nicht mehr hören, diese blöde Zeitlosigkeit, die immer von einem verlangt wird. Man darf sich an nix mehr binden, festlegen oder gewöhnen. Schon wird man wieder getrennt. Ich bin einfach nicht so flexibel, das tut mir weh…“

Und da es November war – ja fast schon Weihnachtszeit, war das die Zeit der jährlichen Herbststürme – und eines Vormittages wehte es einen Zettel auf den Tisch der erwähnten Gruppe von Erdenmenschen. Einer packte ihn und las:

„Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben…-„
(Hermann Hesse)

„Hm, eigentlich ganz cool, was der Hesse da geschrieben hat“ so denken zumindest einige der Erdenmenschen. Und die anderen? Nun, die denken zumindest darüber nach…